Antihypertensiva & Krebs
von René R. Wenzel & Gert Mayer:
Seit über 50 Jahren werden in ei-nigen Fall-Kontroll- bzw. Kohortenstudien oder Metaanalysen Assoziationen zwischen einer antihypertensiven Therapie und einem erhöh- ten Tumorrisiko beschrieben. Trotzdem sind die Ergebnisse der Studien sehr inhomogen und damit fehlt der definitive Beweis für diese Hypothese.
Thiaziddiuretika könnten hier eine Ausnahme darstellen, da eine leicht erhöhte Inzidenz für Nierenzellkarzinome und dermatologische Tumore von mehreren Autoren berichtet wird. Während es für Hauttumore bei hoher kumulativer Dosis auch eine mögliche pathophysiologische Erklärung gibt, fehlt letztere bei Nierentumoren, und es muss zumindest teilweise das Vorliegen eines „indication bias“ (Thiaziddiuretika werden bei chronischen Nierenerkrankungen häufiger eingesetzt und bei diesen ist das Risiko für ein Nierenzellkarzinom a priori deutlich erhöht) mit in Betracht gezogen werden.
Die Interpretation der Daten ist auch deshalb so schwierig, weil eine Hypertonie per se mit einer erhöhten Tumorinzidenz assoziiert ist. Selbst wenn eine tatsächliche Beziehung zwischen einer antihypertensiven Therapie und einer (gering) erhöhten Malignominzidenz besteht, muss dies immer in Relation zur deutlichen Reduktion der Morbidität und Mortalität einer gut behandelten Hypertonie gesehen werden.